Susan


Als Kind hatte ich immer das Gefühl keine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ich heiße Susan Gillert, bin 19 Jahre alt und mit meinen Eltern und meinem 15jährigen Bruder in Bernau am Chiemsee aufgewachsen.

Als ich ein Jahr alt war, ist mein Onkel zu uns gezogen und als ich vier Jahre alt war, wurde mein Bruder geboren. Das hat dazu geführt, dass meine Eltern sich nicht nur um mich kümmern mussten. So habe ich für meine Verhältnisse zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Das habe ich aber nicht angesprochen, sondern bin in mein Zimmer gegangen und habe gehofft, dass jemand zu mir kommt. In der Grundschule wurde ich gemobbt, was dazu geführt hat, dass ich mich noch mehr zurückgezogen habe. Mit 14 Jahren, als ich gehofft habe, durch den Schulwechsel dem Mobbing zu entfliehen, was aber nicht funktioniert hat, kamen meine ersten Suizidgedanken und ich bin von zuhause davongelaufen, wenn mir alles zu viel wurde. In diesem Alter habe mich in der Jugendstunde nochmal klar für Jesus entschieden, auch wenn ich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bin. Mein Leben war aber nicht perfekt, aber mit 16 Jahren habe ich mich taufen lassen. Als ich 2020 überlegen musste, wie es nach der Schule weitergeht, habe ich mich nach langen Hin und Her für eine Ausbildung zur Kinderpflegerin entschieden. Für mich war der Wechsel von der katholischen Mädchenrealschule in eine Berufsschulklasse nicht leicht. Ich habe gemerkt, dass ich anders bin als die meisten in meiner Klasse. So bin ich in die Verhaltensmuster einer 14Jährigen gerutscht. Ich bin wieder weggelaufen, diesmal nicht nur von zuhause und hatte, wenn es ganz extrem wurde, wieder Suizidgedanken. Dies hat sich bis März letzten Jahres hingezogen. Ich habe immer wieder die Empfehlung erhalten, eine Therapie zu machen. Doch ich war zu stolz, um zu kapieren, dass es anders nicht weitergeht. Anfang März kam dann noch dazu, dass ich angefangen habe, mich selbst zu verletzen, was nicht ungesehen geblieben ist. Doch ich dachte, ich krieg mein Leben auch noch selbst in die Hand. Bis es eine Situation in der Schule gab, wo ich weggelaufen bin und nicht mehr leben wollte. So bin ich akut in die Psychiatrie gekommen, wo ich mehrere Suizidversuche hatte. Irgendwann war für mich klar, dass ich was an meinen Leben ändern muss, und mein Opa hat mir das help center empfohlen. Am Anfang war ich mir ziemlich sicher hinzugehen, doch als ich die Anmeldung geschrieben habe, kamen mir sehr starke Zweifel. Schließlich wurde ich für Ende September für eine Kennenlernwoche eingeladen. Nach meiner Kennenlernwoche wusste ich nicht, was ich tun sollte. Nach langem Hin und Her mit Ab- und Zusagen hat Gott mir gezeigt, dass ich ins help center kommen soll. Also bin ich am 25.10. 2022 ins help center gegangen. Hier musste ich erstmal akzeptieren, dass eines meiner größten Probleme die Sehnsucht nach Anerkennung und Aufmerksamkeit ist. Meine dissoziativen Krampfanfälle, wodurch ich Aufmerksamkeit erhielt, hatten sich bereits verselbständigt. Danach musste ich mich entscheiden, ob ich wirklich erwachsen werden will. Das würde bedeuten, für meine Fehler selbst verantwortlich zu sein. Diese Entscheidung fiel mir sehr schwer, da ich wusste, dass ich auch meinen Eltern vergeben muss. Es war ein langer Prozess, da ich auf kapieren musste, dass ich auch Fehler gemacht habe. Doch es wurde immer leichter und als ich zwei Wochen vom help center zuhause war, weil ich wusste, dass ich erst den Eltern vergeben muss, bevor ich im help center weitermachen kann, konnte ich mich zuerst mit meinem Vater aussprechen. Mit meiner Mutter war es schwieriger. Aber als ich die Motive meiner Mutter durch die Seelsorgespräche verstanden habe, wusste ich, dass auch sie aus bestem Gewissen gehandelt hat und konnte auch ihr vergeben. Vor drei Wochen musste ich mich wirklich klar entscheiden, meine alten vertrauten Verhaltensmuster abzulegen. Es war ein starker Kampf, da ich merkte, dass ein Teil von mir sich dagegen sträubt. Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, ist zwar nicht alles perfekt und ich merke, wie ich immer noch ab und zu in alte Verhaltensmuster flüchten möchte. Aber seit drei Wochen habe ich nicht mehr gekrampft, bin nicht mehr weggelaufen, habe mich nicht mehr selbstverletzt und auch keine Suizidgedanken mehr. Nun habe ich gemerkt und begriffen, dass Gott etwas Neues in mich hineinlegen möchte und dies viel besser und mehr zu seiner Ehre ist. Ich werde jetzt weiter im help center bleiben, um neue Verhaltensmuster zu antrainieren und zu verfestigen. Evtl. werde ich im September in die Nachsorge gehen und Praktika machen, um wieder ins Arbeitsleben hineinzukommen. Im Spätsommer nächsten Jahres könnte ich mir vorstellen, eine Ausbildung zur Ergotherapeutin in der Nähe von Marburg zu beginnen. Ich bin gespannt, wie Gott es führt und leitet, denn seine Pläne sind die besten für mein Leben.

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